The Story Of DJ U.R.S.

Résumé

Vieles hat sich in den rund 30 Jahren verändert, vieles aber auch nicht.

Die große Zeit der Disco’s war sicherlich in den 70er- aber vor allem in den 80er-Jahren. Viele Clubs wussten nicht mehr, wie viel sie für Eintritt und Getränke verlangen sollten, um dem Gast als Leistung einzig Musik ab Konserve zu bieten. Anfang 90er, als die Wirtschaft zu kriseln begann, gerieten viele Clubs unter Druck. Einige haben es dennoch geschafft, wurden kreativ, veranstalteten Karaoke-Partys etc. – kurz, sie liessen die Gäste das Programm mitbestimmen.

Die anderen Lokale verschwanden. Die Clubszene hat sich massiv verändert, wurde schnelllebiger, veränderbarer. Früher ging man in einen Club und verbrachte da den ganzen Abend. Heute kommuniziert man per SMS mit den Kollegen in den anderen Clubs und wechselt dann kurzerhand das Lokal, wenn der Event floppt oder die falschen Bräute da sind.

Geblieben sind die technischen Probleme. Ein neues Sound- und Lightsystem wird installiert. Natürlich das beste und teuerste. Und dann geht nichts mehr, kein Unterhalt, nichts. Jeder schraubt da und dort ein bisschen herum. Man kämpft Abend für Abend mit Wackelkontakten, unliebsamen Brumms, miserabel eingestellten Equalizern und stotternden CD-Playern.  Dies gilt auch für große, bekannte Clubs zum Beispiel in Zürich. In Laax habe ich zwei Nachmittage geopfert um das Soundsystem richtig anzuschließen. Es bestand aus qualitativ sehr guten Komponenten, war aber teilweise sogar Pol-verkehrt angeschlossen…

Der Job als DJ macht aber immer noch Spaß. Die Gäste sind vom Verhalten gegenüber dem DJ immer noch gleich wie vor 25 Jahren, man hat die gleichen Sorgen und Freuden mit Ihnen wie damals. Und so werde ich weiterhin in den Clubs sein, vorwiegend hinter dem Mischpult. Vielleicht bis auch ich irgendwann mal Wackelkontakte kriege…

Die 70er Jahre

Die 70er Jahre bestanden für mich insbesondere aus der Schulzeit und dem Beginn der Lehre. Von meinem 13 Jahre älteren Bruder wurde ich allerdings schon früher vom DJ-Fever angesteckt. Er hat ganz Anfang 70er Jahre eine grosse Disco-Party in der alten Turnhalle in unserem Dorf organisiert. Überdimensionale JBL-Boxen und eine unglaubliche, vorwiegend selbst gebaute  Lightshow, das ist das, was mir noch knapp in Erinnerung geblieben ist…

Während der Bezirks- und Sekundarschulzeit in Brugg kamen dann Ende der 70er-Jahre die ersten Vorwehen zur Geburt von mir als DJ. Wir mieteten die Brugger Waldhütte, verteilten Flyer in den Schulhäusern, die Schüler mussten sich anmelden und siehe da: 20 – 30 Nasen taten dies tatsächlich! Also schleppten wir Stereoanlagen von unseren Eltern mit dem Töffli und dem Anhänger dort hinauf, ebenso sponserte jeder ein bisschen was an Getränken und jeder brachte seine Wurst selber mit, welche er dann am Grill zubereitete. Wir haben das zwei Mal durchgeführt und es hat voll eingeschlagen! An Musik haben wir Clout, Exile, Alan Sorrenti gespielt, also Titel aus den damaligen Charts aber auch Deep Purple, Manfred Mann (Father Of Day, Father Of Night!!), Mothers Finest, Supertramp, Genesis und, und, und… Sogar ein kleines Mischpult war da – aber eben: Betonung auf “klein“. An Power hatten wir etwa 4 x 40 Watt. Wir fanden, es tönt unheimlich gut…

In der Lehrzeit 1979 bis 1983 kam ich dann dank eines Oberstifts ins Jugendhaus Baden (Kornhaus). Da war eine komplette Disco-Anlage installiert und jeden Donnerstag, Freitag und Samstag war Disco-Betrieb. Sofort liess ich mich in die Warteliste für DJ’s eintragen. Und endlich war es soweit: Mein erster Donnerstag-Abend ging über den Plattenteller. Die Musik kam recht gut an, obschon die alternative Szene natürlich nicht mit meinem kommerziellen Sound einverstanden war (“Scheiss-Kommerz” – schon dazumal…).

Zugleich verkehrten wir aber auch des öftern im Jugendhaus Brugg (Picadilly, kurz Pic – das gibt’s heute noch!). Auch die hatten Disco-Abende, vor allem am Samstag. Aber die hatten eine wirklich geile Soundanlage und das hat mich unwahrscheinlich gereizt. Zudem habe ich dort das erste mal die legendären Technics MK Turntables gesehen und sofort geschnallt: Das isses! Ich bekam meinen Abend irgend wann dann endlich einmal. Anstelle vom dort üblichen Jazz-Rock – die spielten vorwiegend Titel z.B. von Mongo Santamaria, Billy Cobham sowie jenes an Freak-Sound wie Patty Smith und so – brachte ich mein eher kommerzielles Repertoire mit. Die staunten nicht schlecht, als ich Abba und Bee Gees auflegte, aber es gab eine Hammer-Stimmung!

So habe ich immer wieder Auftritte in Brugg und Baden gekriegt, natürlich ohne Bezahlung, es war ja schon Ehre genug, dort auflegen zu dürfen!

Es gab aber noch ein weiteres, kleines Schlüsselerlebnis. In einem Lehrlingslager in Saas-Almagell gingen wir abends immer in die gleiche Bar. Dort hatte es eine kleine Disco-Anlage und die allein arbeitende Barmaid mühte sich ab, uns zu bedienen und zugleich Platten aufzulegen. Und dabei hatte sie nur die dazumal noch üblichen, kleinen Singles (7 Zoll, 45 U/min.). Also los! Ein Mikro hatte es auch und dann kam gleich noch eine Gruppe Holländer rein und es wurde ein Mega-Gig! Die betagte Mutter der Barmaid, welche gleich über der Bar wohnte, hatte also eine Woche lang regelmässig Probleme mit dem Einschlafen….

Die 80er Jahre

Anfang 80er war auch die Piratenzeit von Radio 24. Wir liessen das nicht ungesehen an uns vorbeigehen und fuhren 2 mal nach Cernobbio (Nähe Chiasso) um Schawinski einen Besuch abzustatten. Wir trafen dort neben Schawinski (“ich bin de Roschee, gäll”) auch Leute wie Röbi Koller, Hausi Leutziger, Ursi Spaltenstein (sie war an diesem Tag daran, ihre 1. Sendung vorzubereiten) usw. Es war sehr faszinierend! Dort sah ich, was es heißt, einen Plattenspieler korrekt ein zu “cuen” und worauf es bei der Moderation ankommt. Ich durfte selber eine Platte auflegen und diese dann mit dem Fader auch starten. Ich weiß heute noch: Es war Toto mit ‘Hold The Line‘… Sprechen hab ich natürlich nicht dürfen, ist ja klar.

Zurück ins aargauische Brugg: Dort gab’s auch so eine kleine Bar, den Pfauen. Die hatten immer einen DJ von 19.00 h bis 00.00 h und spielten vorwiegend Blues und Rock. Das gefiel mir recht gut (auch dort waren schon zwei MK-Turntables zum Stückpreis von rund CHF 1’500.00!) und ich bekam 1983 ein Engagement: Meine ersten Auftritte gegen Entgeld! Ich habe dort bis 1988 regelmäßig aufgelegt. Am Anfang war das nicht immer ganz einfach: Falls mal ein falscher Song lief, konnte es schon passieren, dass mal ein Bierhumpen zu fliegen kam! Zum Glück waren die aber schon immer ausgetrunken. Überhaupt war dort ein rauer Betrieb. Schlägereien in denen sich das Bier mit Blut vermischte waren nicht selten. Es waren nicht immer schöne Szenen, vor allem wenn dann auch noch die Frauen aufeinander losgingen. Dann und wann auch mal eine Drogenrazzia der Kantonspolizei. Man gewöhnt sich an fast alles… Von der Musik her habe ich dort verschiedene Epochen durchgemacht: Am Anfang eben vorwiegend Blues und Rock wie Eric Clapton, Deep Purple, Led Zeppelin, Jethro Tull dann aber auch vermehrt Kommerz. Später war dann die Zeit von Modern Talking und Bad Boys Blue, aber auch von Tina Turner, Wham, Joe Cocker usw. Nicht zu vergessen die ganze Sache mit dem Italo-Disco! Während eines WK’s in Meiringen habe ich im Ausgang dem DJ im Sherpa genau zugeschaut, wie er Italo gemixt hat. Für mich war sofort klar: Das kannst Du auch! Und so habe ich 1984 meine ersten Mixes hingelegt. In diesem Jahr kriegten wir den ersten CD-Player. Der sah etwa so aus, wie heute ein Mikrowellen-Ofen. Es wurde aber niemand nur halb so warm über dieses Gerät, wie das Essen in einem Mikrowellen-Ofen…

Etwa 1987 wollte dann ein Gast mal auflegen und wir haben ihm einen Abend zugesagt. Er fuhr voll auf Heavy Metal ab. Das ging nicht ganz spurlos an mir vorbei. Er wurde ein guter Kollege von mir und wir haben bei ihm zu Hause auf einer völlig überdimensionierten Anlage mit einer ebensolchen Lautstärke Heavy Metal gehört. Er zeigte mir die besten Songs von Judas Priest, Metallica, White Lion, Ronnie James Dio usw. Die Pfauen Bar wurde somit für 2 Jahre zum Heavy Metal-Schuppen par Excellence. Da kamen schon mal Leute von Zürich, weil’s das sonst nirgends gab.

Nach der Lehre nahm ich einen Fulltime-Job als Kranmonteur an und dieser Job führte 1988 zu einem 1 ½-jährigen Welschland-Aufenthalt mit Wohnort Châtel St. Denis (oberhalb Vevey). Und nun? Wohin in den Ausgang? – Natürlich nach Montreux, das war nur 20 min. mit dem Auto! Dort war an bester Lage das “Goldfinger” zu finden und – richtig gedacht! – ich legte schon bald dort auf. Dort kam dann das Mixen richtig zum Zuge. Aber auch meine Platten von Eric Clapton und Stevie Winwood kamen gut an. Gross im Rennen waren aber als Newcomer-Bands sicherlich Roxette (The Look) und Texas (I Don’t Wan’t A Hero), es kamen aber auch neue Stilrichtungen wie zum Beispiel Space ins Gespräch. Mit der Moderation hielt ich mich natürlich etwas zurück. Dann schon eher mal englisch, weil auf französisch war alles ein bisschen anders. UB 40 heissen da “übeh karant”… In diesem Lokal verkehrte, vor allem während dem Jazzfestival, viel Prominenz. Das Highlight war sicherlich, als ich zusammen mit dem Produzenten von David Bowie das Soundsystem richtig einstellen durfte. Es hat bombastisch getönt! Leider nicht sehr lange, denn die Endstufen haben wegen Überhitzung noch am gleichen Abend schlapp gemacht und wir mussten dicht machen…

Ende 1989 kam ich zurück in die Deutschschweiz (Dulliken SO) und schaute mich nach was Neuem um. Nach einem kurzen Gastspiel in der “Promenade” in Baden AG, fand ich einen Job in der Bar 84 in Wettingen. Ein kleiner Rockclub, der’s in sich hatte. Da kamen am Wochenende die bestens rausgeputzten “Edelrocker” mit ihren Bräuten und wollten harte Sounds hören. Jeder Abend mit Party-Garantie und immer friedlich – auch wenn man am Feierabend regelmäßig einen Teil der Gäste hinaustragen musste… Wir spielten all die Heavy Metal Songs, welche ich zwei Jahre vorher kennen gelernt habe. Um Mitternacht war Schluss und wir gingen jeweils noch ins Grotto nach Baden oder ins Black-Jack nach Wettingen.

Im Grotto war ein Resident-DJ, so einer, den ein Club nicht mehr los wird. Alle wollten, dass er geht, bloss war er ein guter Freund des Chefs und, na ja… Und eben dieser DJ wollte dann im Dezember einen Monat in den Urlaub. Also anerbot ich mich, seine Stellvertretung zu übernehmen und erhielt die Zusage. Die Sylvesterparty war das Highlight! Bis morgens um halb acht haben wir gefeiert. Der Chef war natürlich zufrieden und so wurde ich der neue Resident.

Die 90 er Jahre

Der Laden bekam Aufschwung, es konnten nicht mehr alle reingelassen werden, die rein wollten. Da spielte ich andere Sachen als vorher in der Bar 84, z.B. Black Box oder Sidney Youngblood. Viele der vorwiegend jungen Gäste fuhren aber auch auf Rockabilly ab. Leider war das Lokal nicht in einem sehr guten Zustand und ein Umbau stand an. Dies wollte der Chef aber altershalber nicht mehr auf sich nehmen. Also hat er im Frühjahr 1990 dicht gemacht. Der letzte Abend war rührend. Fast alle Gäste haben uns Geschenke gebracht und es gab auch Tränen. Aber ich hatte bereits einen neuen Job im Black-Jack in Wettingen erhascht, allerdings mit einem Monat Verzögerung. Dennoch konnte ich schon relativ früh im Grotto Werbung fürs Black-Jack machen.

Am ersten Abend im Black-Jack dann die Überraschung: Ein Grossteil der Gäste vom Grotto stand an der Tür! Und im Black-Jack ging von da an die Post ab! Natürlich war ich der Star und habe das auch ausgelebt. Ich wurde Resident und hatte 5 von 7 Abenden – dies neben meinem Job als Werkstattchef in Olten (ich war nicht mehr Kranmonteur). Dienstag- und Donnerstag-Abend frei, die anderen Tage um 17.00 h nach Hause, schlafen bis 20.00 h. Dann ab 21.00 h in Wettingen am Mischpult, um 03.00 h ins Bett und um 06.15 h wieder aufstehen. Außer am Freitag- und Samstag-Abend: Da gingen wir um 02.00 h bei Ladenschluss schon noch ein bisschen nach Zürich in den Ausgang… Zu dieser Zeit spielten wir Snap, die ersten Hits von Mariah Carey, Whitney Houston, Maxi Priest, Nick Kamen CeCe Peniston – und die ersten heißen House-Scheiben! DJ Gogo (heute Geschäftsführer im Oxa Zürich) hat im Black Jack seine ersten holprigen Mixes gemacht, mit meiner Unterstützung… DJ Bobo brachte seine erste Maxi raus, wir kannten ihn vom Don Paco in Wohlen AG. Später hab ich für ein gutes halbes Jahr lang sogar noch die Geschäftsführung übernommen. Doch dann wurde es zu viel. Hinzu kam, dass der Laden längst nicht mehr so gut lief, u.a. weil halt an der Tür strengere Eintrittskontrollen durchgeführt werden mussten und das hat nicht allen gepasst.

Während dieser Zeit begannen die CD’s zu boomen. Ich habe mich aber immer geweigert, weil ich fand, Vinyl töne besser. Zu jener Zeit, auf den damaligen Soundsystemen war das auch so. Dazu kam, dass es keine brauchbaren CD-Player gab, mit denen das Mixen möglich gewesen wäre. Und dann wurde im Black Jack eingebrochen und 2/3 meiner Plattensammlung war weg! Gezwungenermaßen musste ich wenigstens bei den LP’s auf CD umsteigen, da diese auf Vinyl meistens nicht mehr lieferbar waren. Zudem blieb mir für die Neubeschaffung nur wenig Zeit. Aber bei den Maxi-Singles bin ich dem Vinyl treu geblieben!

Anlässlich eines Events im Black-Jack habe ich Wolfgang Kaiser vom Musicservice in Kloten kennen gelernt. Mit ihm habe ich im Frühjahr 1992 Kontakt aufgenommen und angefragt, ob er mich aufnehmen würde. Er sagte sofort zu und ich kündigte meinen Job im Black Jack. Als erstes schickte er mich im Sommer 1992 nach Davos ins Cabanna. 4 Wochenenden im Juli mit Zimmer und Essen usw. Ich habe nicht schlecht gestaunt. Die Nächte waren zwar lang, aber hammermässig gut! Wir vereinbarten ein weiteres Engagement im Dezember 1992: Die ersten beiden Wochenenden und ab dem Dritten dann jeden Abend durchgehend bis und mit Sylvester – also auch während dem Spengler-Cup. Das waren die absolut geilsten aber gestörtesten Auftritte, die ich je hatte. Was da abging, das ist unglaublich! Die Hits damals: Haddaway, Dr. Alban, DJ Bobo, Whitney Houston, Stereo MC’s etc. Der militärisch strenge Geschäftsführer war derjenige, der jeweils einfach nicht mehr zu bremsen war. Mit dem Besenstiel hat er versucht zu scratchen! Zum Glück hatten wir Ersatz-Turntables… Während wir dann irgendwann doch noch ins Bett gingen, verkamen uns schon wieder die ersten Skifahrer auf der Strasse…

Anschliessend kam eine ganze Reihe von Engagements – bessere und schlechtere. Zu erwähnen sind sicherlich die Auftritte in den Kecht-Clubs. Kecht war Besitzer des Concorde in Aarau, des Mirage in Neuenhof und des Joy im Stadtcasino Baden. Im Concorde dann meine erste Live-Übertragung auf Radio Argovia! “Argovia im Club” ging um 23.00 h los und dauerte bis 02.00 h. Ich drehte fast durch vor Nervosität, aber alles ging gut. Das war an einem Montag-Abend und der Laden war pumpenvoll. Eintritt übrigens CHF 10.00 + 2 Getränkegutscheine à je CHF 5.00 die nicht zusammen eingelöst werden konnten – macht CHF 20.00 – eben, an einem Montag! Das billigste Getränk war schon für CHF 14.00 zu haben…. So drehte ich meine Runden in diesen 3 Clubs, lernte auch, Taxi-Dancers korrekt zu präsentieren und Tanzstilrichtungen kennen (“…und jetzt ein Quickstep!”). Aber an den Wochenenden spielten wir Charts und Dance-Hits, z.B. von Corona, La Bouche, DJ Bobo, Prince-Ital-Joe und diese Sachen halt .

In diesen 3 Clubs traf ich übrigens die ersten, halbwegs mixfähigen CD-Player von Technics an. Bloss waren die Dinger sehr störrisch und haben nie für lange Zeit zuverlässig funktioniert. Zwei-drei Jahre danach kamen die Denon Doppel-CD-Player auf den Markt. Von da an war das Mixen mit CD’s kein Problem mehr.

Dann wäre da noch ein Engagement in einer kleinen Hotelbar in Zürich-Oerlikon, jene des Swissôtels nämlich (früher Hotel International). Dort war immer ein Pianist bis 22.00 h. Dann kam eben ich dran: Licht dunkler schrauben und volle Pulle in die Nacht. Wir haben diese Bar richtig in Schwung gebracht. Es kamen viele Leute aus den umliegenden Quartieren, aber auch immer Hotelgäste.

Und zu diesen Hotelgästen zählten irgendwann auch mal die Backstreet Boys, welche an jenem Abend ihren Auftritt im Hallenstadion hatten. Ich dachte nichts Böses, als mich an jenem Abend ein Typ auf englisch anquatschte und mich fragte, ob ich bereit wäre, länger aufzulegen, die Musik sei gut und sie würden auch was zahlen. Er legte ein paar Hunderter hin und erklärte mir, die Backstreet Boys würden gerne noch ein wenig ausspannen, dies mit ihren Freunden und Bekannten, aber ein paar gute Gäste dürften auch bleiben. Wer hätte da nein gesagt? Die ganze Crew kam dann auch wirklich, die Musiker nahmen das Piano in Beschlag und boten mit den Backvocal-Sängerinnen unglaubliche Sessions. Von den Boys selbst kam nur einer: Der Blonde (frag mich nicht nach Namen..). Er liess sich an der Bar noch ganz vollaufen und verschwand wieder. Aber es war dennoch eine gute Party und ich behaupte jetzt mal einfach, für die Backstreet Boys dazumal die Privatparty nach dem Gig im Hallenstadion geschmissen zu haben (man ist ja bescheiden, nicht wahr…)!

Ein paar Monate war ich auch in Basel in der Skyline-Bar. Diese war quasi eine kleine Filiale der damaligen „Dance-Factory“. Die Bar im 4. Stock eines Bürogebäudes floppte aber und auch in der Dance Factory wollte es nicht mehr so recht laufen. Ich schmiss in der Dance Factory eine Schaumparty, welche dank Schaummaschinen-Defekt eher zur Seifenwasser-Party wurde. Superstimmung zwar, aber auch da: Fast keine Gäste.

Mitte 90er dachte ich mal daran, aufzuhören. Die Schwierigkeit waren für mich immer öfter die “Beizer”. An einem Tag sollte es in diese Richtung gehen, am anderen dann genau umgekehrt. Die Wirtschaft kriselte halt und das bekamen auch die Clubs zu spüren. Ich hatte einfach die Nase ein bisschen voll. Ich und das Geld, das ich nicht hatte, hielten es aber nicht lange aus. Ich kam für fast 2 Jahre in einen kleinen Club in Breitenbach (SO) und fetzte weiter. Ich wurde aber ein bisschen wählerischer. Es musste nicht mehr jede Hochzeitsparty sein. Generell habe ich mit Privatanlässen gestoppt, also definitiv nur noch Clubs.

Während den 2 Jahren in Breitenbach habe ich dann endgültig auf CD’s umgestellt. Alles was ich noch an Vinyl hatte und davon brauchen wollte, habe ich in stundenlanger Echtzeit-Arbeit auf Mini-Disc aufgenommen. Da mein Repertoire immer eine relativ große Bandbreite aufwies, war mir das Geschleppe einfach zu viel geworden (ich hatte immer 2 große Kisten Maxi’s und 2 ebenso grosse Kisten LP’s dabei plus Singles und CD’s!). Durch diesen Schritt habe ich die Material- und Platzprobleme auf weniger als die Hälfte reduzieren können.

Die 2000er

Anfang der 2000er wäre beispielsweise das Sherpa in Meiringen aufzuführen. Diesen Club kannte ich aus einem WK in den 80er Jahren (siehe oben). Zum Glück hatte ich da immer ein Zimmer, denn was die da oben alles schlucken mochten, hätte kein Promillemessgerät vertragen… Und wir hatten viel Zeit zum Schlucken, der Club blieb fast immer leer – und die Flaschen waren es bei Feierabend auch. War dennoch – oder eben genau deswegen – recht lustig.

Sylvester 2002 die ultimative Sylvesterparty für und mit Hitradio Z (heute NRJ) in der Zürcher News Bar beim Hauptbahnhof. Eine Party der Superlative bis um halb sieben in der früh. Das Ende von Hitradio Z schien schon damals besiegelt. Die vorgesehene Live-Übertragung wurde einen Tag vor der Party gekippt mit dem Vorwand, der finanzielle Aufwand sei zu gross. Ein Moderator war dann noch bis 22.00 h auf Sendung und dann gab’s Nonstop-Music ab Festplatte… Aber fast das ganze Team von Hitradio Z und viele Gäste haben in der News Bar kräftig abgefeiert.

Dann war da noch ein kleiner Club in Horgen, das Barrock, mit vielen Türken (Tarkan, Tarkan und nochmals Tarkan…) und dann schließlich ins Adagio im Zürcher Kongresshaus. Und dort: Überraschung! Nachdem man Jahre lang in einem Club nach dem andern bis nach Mitternacht auf die ersten Gäste wartete (wenn sie denn kamen), war im Adagio um halb elf die Tanzfläche schon im “Vollbetrieb”! Das Zielpublikum war klar als 30+ festgelegt, somit waren der Grossteil der Gäste zwischen 25 und 50 Jahre alt. Da bin ich altersmässig also wirklich nicht extrem aufgefallen… Aber die Musik lag klar im Bereich von Charts, House, Techno, Hip Hop, R’n’B und – na klar – ein paar wenigen Oldies. Erstaunlich, aber es hat funktioniert. Interessantes Detail: Bis Ende 2004 hatte das Adagio Null Lightshow und keine Nebelmaschine! Der Grossteil der Beleuchtung bestand aus echten und zum kleineren Teil auch elektrischen Kerzen. Nach einem Geschäftsführer-Wechsel im Frühjahr 2004 wurde ich Resident, jeden Freitag und Samstagabend. Wir haben den Stil noch einen Zacken modernisiert (keine 60er- und fast keine 70er-Sounds mehr) und dies hat noch mehr angezogen. Im Herbst dann endlich auch ein neues Soundsystem und Ende Oktober war Schluss für mich. Die Chemie mit dem Geschäftsführer-Stellvertreter hat nicht mehr gestimmt. Man muss aber das Adagio klar hervorheben: Ein wunderschöner, ja edler Club mit Stil und einem besonderen Interieur. Es ist jederzeit einen Besuch wert!

Im Herbst 2004 habe ich mir ein Notebook und spezielle Software (Traktor DJ) angeschafft und angefangen, CD’s aufzunehmen (rippen). Die ersten Versuche im Adagio verliefen zu meiner besten Zufriedenheit und so habe ich mich entschlossen, alles was ich hatte und brauche, aufs Laptop zu spielen.

Nach einer 2-3 monatigen Pause ging’s dann langsam im Schützenhouse in Wangen a.A. los. Vorerst zögerlich zwei bis drei Abende unter der Woche und dann der gute Bescheid: Ich soll Club-DJ für Radio 32 im Schützenhouse werden. Freude herrscht! Nun gab’s da berechtigterweise ein paar Zweifel seitens Radio 32, vor allem natürlich meines Alters wegen. Na ja, wie soll ein über 40 Jahre alter Sack die Teenies von heute noch in Schwung bringen? Die Zweifel waren aber bald beseitigt und so erhielt ich die “Zulassung“.

Radio 32

Das Medium Radio hat für mich seit jeher einen unglaublichen Reiz. Man hört es überall: An der Arbeit, im Auto, im Restaurant, zu Hause, an der Grillparty usw. Zudem hat mich auch die ganze Technik darum herum immer interessiert. Da ich durch die Club-Übertragungen aus dem Schützenhouse bereits einen Faden zu Radio 32 hatte, habe ich dort meine Faszination immer wieder dann und wann mal mitgeteilt. Und siehe da: gut Ding will Weile haben! Ende 2008 wurde ich angefragt für eine Oldies-Show auf Radio 32 Goldies, dem Internet- und Kabelkanal von Radio 32. Ich habe unter der Bedingung zugesagt, die Sendungen live fahren zu dürfen, worauf eingegangen wurde. Nach einem Crash-Kurs in Studio-Technik durfte ich dann ab Februar 2009 die Sendung Wurlitzer fahren.

Im Sommer 2011 wurde mir mitgeteilt, dass infolge neuer Studiotechnik der Livebetrieb für Goldies ab September nicht mehr möglich sei, womit für mich die Sendung gestorben war. Eine Radiosendung nur als Vorproduktion abzuspielen kam für mich nicht in Frage. In jenem Gespräch kamen wir aber auf meine früheren Rock-DJ-Zeiten zu sprechen, worauf mir umgehend ein Angebot für eine Rock-Sendung auf dem Hauptprogramm unterbreitet wurde. Start war der 12. September 2011. Vorher musste ich noch Schulungen über das neue Broadcasting-System absolvieren, musste lernen Nachrichten „zu fahren“ sowie Wetter und Verkehrsinfos zu lesen.

Und so stand ich dann an jenem 12. September-Abend an den Reglern des Hauptprogramms und durfte mit zittrigen Fingern das erste Mal live die 19 Uhr -Nachrichten starten. Da gibt es kein zurück und kein Zögern, auf die Sekunde genau muss gestartet werden. Und es macht eben schon einen Unterschied, ob man 10’000 oder 100’000 Zuhörer hat, auch wenn man die nicht sieht. Ich hatte schon eine schlechte Nacht davor und den ganzen Tag einen Klumpen im Bauch. Umso erfreuter war ich, dass eigentlich fast alles reibungslos ablief.

Innert Kürze hat sich die Sendung recht gut positioniert. Nicht zuletzt auch, weil immer wieder CD’s und Konzerttickets verschenkt werden. Aber auch die Präsentation von Rockbands aus der nahen und fernen Region ist gut angelaufen. Ziel war, mit dieser Sendung eine richtige Rockplattform der Region zu haben, welche Bands, Produzenten und Veranstaltern einen einfachen Weg zu Radio 32 ermöglichen soll. Die Sendung wurde dann nach 2 Jahren aus (bis heute immer noch) ungeklärten Gründen eingestellt und danach von mir live am Sender „beerdigt“. Meine Moderationstätigkeit wurde somit unerwartet beendet.

Wir trennten uns aber nicht etwa im Streit, ich habe immer klar gemacht, dass ich jederzeit wieder gerne dabei sei – falls Bedarf. Und dieser Bedarf kam im Frühjahr 2015. Seither arbeite ich als Freelancer-Moderator und stopfe die Löcher im Dienstplan. So bin ich oftmals am Sonntagnachmittag aber auch Abends unter der Woche oder am Wochenende im Tagesprogram zu hören. Insbesondere seit Einführung des neuen Soundlayouts von Radio 32 macht mir die Arbeit in einem recht jungen Team viel Spass und bringt mir immer wieder tolle Begegnungen mit Hörern, Mitarbeitern und Künstlern.